Stefan Schwartz, Schöpfer der Medaille

Als im Österreichischen Gewerbeverein beschlossen wurde eine jährlich verliehene Ehrung ins Leben zu rufen, legten die Verantwortlichen wert, neben der honoren Auszeichnung, auch physisch etwas Besonderes an die Ausgezeichneten vergeben zu können.  Man einigte sich rasch auf die Vegabe einer Medaille an jeden neuen Wilhelm Exner Preisträger. Für die Anfertigung dieses Preises musste selbstverständlich ein Meister der Medaillenkunst engagiert werden.

Die Auftraggeber im Gewerbeverein waren besonders stolz  niemanden geringeren als Stefan Schwartz für die Gestaltung und handwerkliche Ausführung gewinnen zu können. Er war zu Zeiten Wilhelm Exners neben Anton Scharff, Gestalter der Kronenwährung 1892, und Josef Tautenhyn d.Ä., der Medailleur im Habsburgerreich. Heute wird diese Kunstfertigkeit von einigen wenigen hauptsächlich für die „Münze Österreich“ ausgeführt. Aber zu Zeiten der Monarchie, als Medaillen vom Kaiserhaus gerne als Dank und Wertschätzung verliehen wurden, gab es eine Vielzahl an Künstlern, die Münzen, Medaillen und Planketten  schufen. Als besonders ehrenvoll galt es den Auftrag für die Neugestaltung der Münzen zu bekommen, wobei die Künstler dafür auch öffentlich honoriert wurden. Anders als heute, wo Münzen und Medaille mit Hilfe des Computer designt und dann gegossen werden,  wurde früher  mit einem sogenannten Stichel spiegelverkehrt in einen runden metallenen Stempel graviert, um diesen auf ein leeres Metallstück zu pressen. Selbstverständlich gab es auch hier Unterschiede in der Feinheit der Ausführung.

Stefan Schwartz war einer der bedeutensten Medailleure und Bildhauer um 1900 in Wien.

Geboren wurde er am 20. August 1851 in Nyitra, damaliges Ungarn heute Slowakei. Er beschloss  schon sehr früh nicht wie sein Vater Tischler zu werden, sondern begann nach Abbruch des Gymnasiums eine Lehre als Ziseleur in der Silberwarenfabrik seines Cousines in Pest. Mit 16 Jahren, 1867, zog es ihn nach Wien, wo er in der renomierten Bronzewarenfabrik Dziedzinski-Hanusch seine Lehre mit der Meisterprüfung abschloss. Während dieser Ausbildung besuchte er Kurse an der Realschule Wieden, um Modellieren und figurales Zeichnen zu studieren. Nach Beendigung seiner Lehrzeit fand er bei der Hofkammer Metallwarenfabrik Mayerhofer & Klinkosch einen neuen Arbeitgeber, wobei er sehr bald an die Wiener Kunstgewerbeschule, die heutige Universität für angewandte Kunst, wechselte. Dort studierte er unter Professor Otto König, vor allem figurale Plastik. König war einer der Mitgestalter der figuralen Motive an den wichtigsten Prachtbauten der Wiener Ringstraße, wie der Oper, des Burgtheater und des Kunsthistorische Museum.

Unter diesem ausgezeichneten Bildhauer und Lehrer konnte sich Stefan Schwartz künstlerisch wunderbar entfalten und war in kürzester Zeit ein angesehener Gestalter von Kleinplastiken und Medaillen. So ist es nicht verwunderlich, dass er 1876 von Rudolf von Eitelberg selbst, dem Gründer der Wiener Kunstgewerbeschule, als Lehrer an dieses Institut geholt wurde. In dieser Poition rief er den neuen Fachbereich „Ciselieren und Gravieren“ ins Leben. 1881 wurde er schließlich zum „Wirklichen Lehrer“ ernannt und ab 1884 zum Professor. In diesem Jahr fertigte er auch die bezaubernde Büste „die Braut des Künstlers an.

Eben dort, an der heutigen angewandten “Angewanten“, lehrte er viele Jahre als Professor die Kunstgattung „Metallplastik“. Im Laufe seines Schaffens gestaltete er als Künstler eine Vielzahl an Skulpturen, wie „Adventus Augusti “im Durchgang des Michaelators in der Hofburg,

für das Parlament in der Säulenhalle die Büste Friedrich Graf Schönborns, im Sitzungssaal das Standbild des Senecas. Auch das Schenkel Denkmal im Arkadenhof der Wiener Universität wurde von ihm geschaffen.

Er modelierte aber auch zahlreiche Medaillen, wie zum Beispiel jene für die silbene Hochzeit des Kaiserpaares, jene zum Tod Kaiserin Elisabeth oder zu den 50ig und 60ig jährigen Regierungsjubiläen des Kaiser Franz Josephs, aber auch die Staatsmedaille für Bildende Kunst und jene für die Jubiläums-Gewerbe-Ausstellung in Wien, veranstaltet vom Niederösterreichischen Gewerbeverein, dem heutigen ÖGV.

Die Wertschätzung, die Stefan Schwartz vom Kaiserhaus zuteil wurde und welch großen Stellenwert er als Künstler und Medailleur Anfang des 20 Jahrhundert genoss, wird besonders dadurch deutlich, dass er die Österreichische Kronenmünze in Silber und in Gold mit dem Konterfei des Kaisers Franz Joseph anfertigen durfte.

Sein künstlerisches Ouvre betrachtend, erklärt wieso Stefan Schwartz im Alter von 70 Jahren vom Österreichischen Gewerbe Verein mit der Gestaltung der Wilhelm Exner Medaille 1921 beauftragt wurde.

Der Durchmesser dieser Bronzemedaille beträgt 7,5cm und zeigt auf einer Seite das Bildnis Dr. Wilhelm Exners, sowie die Signatur des Künstlers. Auf der anderen Seite ist Wilhelm Exner zu lesen sowie das Stiftungsjahr 1921. In alter Tradition wird die Medaille durch den Schriftzug „Wilhelm Exner-Medaille des N.Ö.Gewerbevereins in Wien+“ bekränzt.

Stefan Schwartz verstarb 1924 in Raabs an der Thaya und wurde am Wiener Zentralfriedhof begraben.